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Hedge Fonds und Leerverkäufe
(mit
Aktienfondsentwicklung)
Nachdem Bundestag und Bundesrat das Investmentmodernisierungsgesetz verabschiedet haben, können die einzelnen Kapitalanlagegesellschaften ab 1.1.2004 auch deutschen Anlegern die spekulativen Hedge-Fonds anbieten. Für einige Berichterstatter der Presse stellen diese Fonds "den Ausbund des Bösen" dar, da sie als die Schuldigen angesehen werden, wenn eine Aktie ohne besondere Begründung "in den Keller" geht, für andere sind deren Manager fast Zauberkünstler, da sie auch bei fallenden Märkten Gewinne erzielen können. Worum geht es? An allen Börsen der Welt mußten die Anleger seit dem Hochpunkt im März 2000 herbe Verluste hinnehmen, von denen auch traditionelle deutsche Aktienfonds nicht verschont blieben. So verloren selbst die milliardenschweren Großen der Investmentbranche von März 2000 bis Anfang 2003 über 65 Prozent ( ca. 2 / 3 ) ihres Wertes:
Allerdings sackte auch der DAX von 8.000 Punkten auf
sein Tief bei 2.200 im Frühjahr 2003. Von den knapp 3 / 4 Verlust wurden
bis Jahresende fast 1 / 4 aufgeholt. Einer der Gründe für das schlechte Abschneiden der Fonds dürften
neben der Marktentwicklung auch starre Regelungen im alten Gesetz für die KAG
liegen. Es erlaubt den Fondsmanagern zwar, bedingte Termingeschäfte in
Form von Optionsgeschäften abzuschließen, jedoch darf die Summe der
Basiswerte maximal 20 % des Fondsvermögen erreichen. Unterstellt man, dass
Optionen im Durchschnitt einen Kapitaleinsatz von 5 % des Basiswertes
erfordern, so betragen die Optionsprämien maximal 1 % des
Fondsvermögens. In größerem Maße auf fallende Kurse zu spekulieren oder bestehende Bestände durch Long Puts abzusichern, war aber bisher nicht möglich. Umfangreichere Geschäfte in Derivaten sind jetzt nach dem neuen Gesetz auch für die meisten Fonds bis zu bestimmten Grenzen ( 200 % Marktrisikopotential) möglich. Für
diese Finanzoperationen eignen sich die schon im Ausland zugelassenen Hedge-Fonds,
deren Ziel nicht die längerfristige Anlage in Wertpapiere ist, sondern
die kurzfristige Gewinnerzielung durch Derivate und andere Finanzstrategien.
Ab 2004 in Deutschland neu aufgelegte Hedge-Fonds - im Gesetztext genannt:
"Sondervermögen mit zusätzlichen Risiken" - dürfen sich verstärkt
in diesen Anlageprodukten engagieren und sogar echte Leerverkäufe durchführen. Bei einem echten Leerverkauf verkauft der Fondsmanager ( = Leerverkäufer oder short seller ) an der Börse Wertpapiere, die er gar nicht besitzt. Woher bekommt er sie? Er leiht sich von einem institutionellen Anleger, der die Papiere langfristig im Depot hat, für einige Tage die Papiere gegen Zahlung einer Gebühr ( also Darlehensvertrag) und verkauft sie heute an der Börse, in der Hoffnung sich später wieder billiger eindecken zu können. Anschließend gibt er die Papiere an den Verleiher zurück. Geht die Rechnung auf, so erzielt der Fondsmanager auch bei fallenden Kursen erhebliche Gewinne.
Steigen
die leerverkauften Papiere dagegen im Kurs an, so muß der Hedge-Fonds-Manager
sich schnell - auch bei steigenden Kursen - teurer eindecken - also an der
Börse zurückkaufen, um so seine Verluste wenigstens zu begrenzen. Im
Börsenjargon bezeichnet man diese Situation auch als "Short
Squeeze". Horst Schmidt Quelle:
Die Welt v. 29.11.03
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